21. Juni 2018

Kult–Tour: Südkorea

«The Handmaiden» von PARK Chan-wook

Verführerisch, betörend, hinterlistig: Das ist «The Handmaiden» von Park Chan-wook.

Erotischer Thriller verpackt in einen ästhetischen Bilderrausch: KIM Min-hee als Lady Hideko in PARK Chan-wooks «The Handmaiden». Bilder: © Amazon Studios / Magnolia Pictures

Park Chan-wook gehört mittlerweile zu den Kultregisseuren des asiatischen Films. In «Oldboy» (2003) gelang es ihm virtuos, verführerische Ästhetik mit Gewaltszenen so zu kombinieren, dass das Publikum gleichermassen angezogen wie abgestossen wurde. In «The Handmaiden» hat er die physische Gewalt auf ein Minimum reduziert und konzentriert sich auf psychologische Falltüren, die sich dem Betrachter inmitten dieser opulenten und betörenden Bildern meist erst offenbaren, wenn es bereits zu spät ist.

Als Vorlage diente Sarah Waters’ Roman «Fingersmith», ein hinterlistiger, als lesbische Romanze getarnter Psychothriller, der im Grossbritannien der viktorianischen Zeit angesiedelt ist. Park Chan-wook hat das Geschehen für «The Handmaiden» in das von Japan besetzte Südkorea der 1930er Jahre verlegt. Dort lebt die blasse Schönheit Lady Hideko völlig zurückgezogen in einem prachtvollen Anwesen. Ihr Onkel ist auch gleich ihr Vormund – ein sadistischer Büchernarr, der vor allem hinter ihrem Vermögen her ist. Die selbe Motivation treibt auch einen südkoreanischen Gauner an, der sich als falscher japanischer Graf Fujiwara an die Dame heranmachen will. Das Ziel heisst Heirat mit anschliessender Abschiebung der Angetrauten ins Irrenhaus. Um die Gunst Lady Hidekos zu erlangen, schleust der «Graf» die Taschendiebin Sookee als Zofe ein. ?Die Geschichte scheint klar und ist im Film selbst auch schnell erzählt. Doch dann beginnt die Geschichte von neuem. Und dann wieder. Und irgendwann wird klar, dass sich in diesem Kammerspiel die Wahrheit in verschiedener Gestalt präsentiert. Wer betrügt hier eigentlich wen? Im klassischen Stil von Akira Kurosawas «Rashomon» tritt aus immer neuen Perspektiven die Hinterlist der Figuren langsam zu Tage.?«The Handmaiden» ist ein Verwirrspiel mit zentrifugaler Kraft, in der die individuellen Wahrheiten in einer Regelmässigkeit purzeln, dass man am Ende selbst hinter der erotisch vorgetragenen Leidenschaft der beiden Protagonistinnen kaltes Kalkül vermutet.

 

«The Handmaiden». Südkorea 2016. 145 Minuten. Regie: PARK Chan-wook. Drehbuch: CHUNG Seo-kyung und PARK Chan-wook nach der Romanvorlage «Fingersmith» («Solange Du lügst» von Sarah Waters. Kamera: CHUNG Chung-hoon. Musik: CHO Young-wuk.

Mit: KIM Min-hee (Lady Hideko), KIM Tae-ri (Sookee), HA Jung-woo (Graf Fujiwara), CHO Jin-woong (Kouzuki).

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